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Es gibt kein richtiges Lesen im valschen!

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Na ja, der Markt funktioniert ja immer, nur die Ergebnisse passen halt nicht jedem …

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„Islands Regierung hat am Dienstag die komplette Kontrolle über das Bankengewerbe übernommen und will damit auch einen drohenden Staatsbankrott abwenden. Vor der Verabschiedung eines Eilgesetzes in der vorvergangenen Nacht sagte Ministerpräsident Geir Haarde vor dem Parlament in Reykjavik, Island stehe vor der „reellen Gefahr“, so in die globale Finanzkrise hineingezogen zu werden, dass am Ende der Staatsbankrott stehe.“

Besonders schön die Vergleiche von „Markt“ mit dem „komplexen System“ „Darm“ anderswo: Manches Land wird dann halt ausgeschissen, hähähä. Und Staat ist sowas wie ein „künstlicher Darmausgang“, höhöhö.

Nicht genug LC2 oder wie diese Darmflora-Joghurt-Varianten so heißen in’s System geschaufelt, wa? „So oder so ist das Leben, so oder so ist es gut. So wie das Meer ist das Leben, ewige Ebbe und Flut.“ „Es hat alles einen Anfang, es hört alles einmal auf, und das, was dazwischen kommt, ist der Lebenslauf“ (Hildegard Knef) , hähähä. „So ist nun mal  das Leben, es kommt so, wie es kommt, den einen trifft es eben, der andere bleibt verschont“ (Marianne Rosenberg), höhöhö. So Gott will. „Liebeskummer ist wie Beton, kommt ganz drauf an, was man draus macht“ (Geogette Dee). „Ob es so oder so oder anders kommt, so wie es kommt, so ist es recht, es kommt sowieso nie so, wie man es gerne möcht“ (Lena Valaitis), ja, liebe Isländer, so ist das, so verkündet es die Volkswirtschaftslehre, da könnt ihr noch so oft den Hegel vom Kopf auf die Füße stellen!  Und den alten Kneipen Witz „und wenn er gar nicht kommt?“, den erspare ich jezt dem Leser.

Survival of the fittest halt. Muß irgendwas mit den Genen von Männern zu tuen haben, was da gerade passiert. Die sind halt die Elemente des Systems. Und Männer grillen ja lieber, anstatt labbrigen Joghurt zu fressen. Aber wenigstens ist das bessere, männliche Orientierungssystem da im Landesinnern von Island Gold wert, wenn man demnächst wieder Gräser und Flechten fressen muß, hähäha … aber vielleicht etabliert sich ja auch ’ne Zigaretten-Währung.

Konstitutiv für Systeme ist ja meines Wissens die System-Umwelt-Differenz: In Abgrenzung zu dieser konstituiert es sich erst und will dann beherrschen. So hat der Habermas dem Luhmann ja auch immer in’s Stammbuch geschrieben, daß das doch nur eine Reformulierung der Subjekt-Objekt-Relation sei, dieses Systemtheorie-Gedöhns, also vorgestellt am Modell eines über Objekte verfügenden Subjekts – ja, vielleicht isses ja so?

Dieser Eindruck, daß „Markt“ „Mensch“ als Verfügungs- und Verwertungsmasse begreift, den Gedanken hat ja der olle Marx schon früh über’s Gefühl hinausgetrieben und in Theorie überführt, aber Menschen verdaut der Markt-Darm als End-Darm ja nun gerade nicht, sondern eher politische Systeme und kleinere, wirtschaftliche Einheiten, denen er seine Reglements dann aufdrängt in „schöpferischer Zerstörung“, wow, ein Künstlerenddarmmarkt  – Menschen scheidet er unverdaut als unverdaulich wieder aus, und die können dann sehen, wo sie bleiben.

So sitzt dann Homo Symbolicon angesichts dieser archaischen Systemgewalt auf dem Rand der kosmischen Closchüssel, kotzt und und sucht entweder Schuldige – der Staat, die Manager, der Kapitalismus selbst – oder begreifft Markt analog zur mechanistischen Natur, ganz, als sei die gar nicht schön, aber erhaben  – und seltsam ist doch eigentlich nur, daß noch niemand diesem Mechanismus „Markt“ Bewußtsein zuzusprechen sich wagt …  ja, Benjamin-Debatte eröffnet …

Written by momorulez

7. Oktober 2008 at 10:14

Veröffentlicht in Aufklärung?, Ökonomie, Links?

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Umsonst und draußen? Nix da!

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Das mit den Urheberrechten ist ja nicht nur im Netz so eine Sache: Zunehmend Usus ist, z.B. bei Dreharbeiten „on location“ auch Motiv-Rechte erwerben zu müssen.

Wovon freilich der  Architekt oderwerauchimmer da schöpferisch im Vorfeld zuschlug in der Regel gar nix hat, meines Wissens, sondern der Eigentümer, Pächter etc. – man korrigiere mich, mir jedoch scheint das eigentlich seltsam zu sein, sind diese doch lediglich Inhaber der Nutzungs-, nicht jedoch der Urheberrechte. Weil Urheberrechte zumindest in Deutschland idealerweise unveräußerbar sind, soweit ich informiert bin  – was jedoch in der Tat kein Schwein interessiert, z.B. werden in der Blogosphäre die widerrechtlich veröffentlichten Fotos eher von Agenturen, die die Nutzungsrechte erworben haben (oder vertreten?), aufgespürt, und selten nur vom Fotografen selbst. Ist das dann Interessenvertretung oder das Abschöpfen von Mehrwert, wenn Gelder eingetrieben werden? Und ist das Abbilden von irgendeinem Haus das Nutzen dieses Hauses?

Im Falle des „Rechts am eigenen Bild“, also dem von mir z.B., geht’s auch trotz coolem Frisurenstyling nicht um Urheber- , sondern um Persönlichkeitsrechte. Aber hat mein Friseur da nicht eigentlich auch ein Mitspracherecht? Und der Jeans-Designer? Und wieso der und nicht der arme Chinese, der sich die Finger blutig stach, als er sie nähte?

Und wie isses eigentlich – bekommt ein Bühnenbildner in einem Theater pro Zuschauer ’ne Beteiligung oder irgendeine fixe Summe vorweg, die dann alle Nutzungsrechte abgilt? Und wieso gibt es in meiner Branche im Falle kreativer Leistungen diese Unterscheidung zwischen Dienstleistungs – und Werkvertrag, die bis hin zur steuerlichen Veranschlagung – weisungsgebunden oder eigentätig – ganz unterschiedliche Folgen nach sich zieht? Ist der Tischler, der mir die Küche werkelt, Inhaber des Urheberrechts an dieser?

Ja, ich bringe absichtlich alles durcheinander, weil das ja alles sowohl hochphilosphische als auch rechtliche als auch knallhart ökonomische Fragen sind. Und weil das folgende ja faktisch völlig richtig ist:

„Urheber und ausübende Künstler leben von der Verwertung ihrer künstlerischen Arbeiten. Ihre Kreativität bildet die Grundlage für ihren Lebensunterhalt und sie gehören zu den wichtigen Inhaltslieferanten der Informations- und Wissensgesellschaft. Das Urheber- und Leistungsschutzrecht bietet für Künstler und für die Unternehmen der Kulturwirtschaft, insbesondere Verleger und Produzenten, einen wesentlichen Rechtsrahmen für eine wirtschaftliche Ausübung ihrer Tätigkeit. Künstlerische Arbeiten haben neben dem wichtigen ideellen auch einen ökonomischen Wert. Diesen Wert kreativer Leistungen zu schützen, muss auch im digitalen Zeitalter das wesentliche Anliegen des Urheber- und Leistungsschutzrechts bleiben.“

Weil es aber eben auch an den meisten mir bekannten Praktiken vorbei geht: Da, wo jenseits des Kunstmarktes urheberrechtliche Fragen eine Rolle spielen, sind es zumeist größere Institutionen, die abschöpfen, und selten nur die wirklichen Urheber. Auch im Falle des Kunstmarktes langen ja Galeristen, Auktionäre und so zu.

Nun ist nur richtig, so lange es Eigentum gibt, die Urheber auch zu stützen – mir schwant nur, daß da wieder alle möglichen von profitieren, nur der eigentätige Künstler am allerwenigsten. Weil das eben so ist im Kapitalismus …  und Märkte sind zunächst mal rechtsförmig. Deshalb ist diese Unterscheidung Staat versus Markt ja so dumm.

Written by momorulez

28. April 2008 at 8:07