shifting reality

Es gibt kein richtiges Lesen im valschen!

Seid Klemmschwestern! Oder was, Herr Neumann?

with 29 comments

Ich gebe ja zu, daß ich mich von diesen allerorten rumknutschenden und gelegentlich fast kopulierenden Heten in Parks, Medien und Fussgängerzonen auch oft belästigt fühle. Das ist aber rein geschmäcklerisch und sollte nun keine Doktrin nach sich ziehen, eine politische schon gar nicht.

Finde das trotzdem immer ein wenig ungelenk, ist ja erstaunlich, wie sehr Frauen zum pilchern neigen oder sich als drittklassige Vamps stilisieren.

Mögen tue ich allerdings diese Kegelclubs aus Hagen, die immer viel zu laut sind, aber in krakeelenden, Likörchen kippenden Frauenrunden Züge bevölkern und spätestens in Osnabrück allen vorbeirennenden Jünglingen sexistische Bemerkungen hinterhergröhlen. Was dann in nicht enden wollende, kreische und johlende Lachkrämpfe mündet. Umgekehrt, wenn Männer so sind, mag ich das nicht. Warum eigentlich?

Führt allerdings gerade in „Szene-Vierteln“ dazu, daß manche Kritisch-Distanzierte noch vor dem Kuß guckt wie ’ne Bewertungskomission von Männerverhalten. Und Hetero-Männer wissen ja in der Regel tatsächlich auch nicht so genau, wie man sich da so verhalten soll. Der machohafte Verführer ist immer besonders witzig, der ignorante Besitzergreifer eklig, und der noch Feminismusgeschockte, der sich immer nicht so richtig traut und jede Annäherung so vollzieht, als müsse er sich erst mal rechtfertigen vor sich und imaginierten Tribunalen, der ist genau so rührend wie der, der einen auf sinnlich macht. Oder gar diese ganzen Hip Hopper-Klone, die sich selbst offenkundig noch mehr verachten als das, was sie ja gar nicht wirklich zu begehren wagen – sie könnten sich ja dabei verlieren. Zwang zum Selbstzwang ist das wohl. Das macht aggressiv. Aber über all das wurde ja „Sex in the City“ ausgiebig gewitzelt, und das ist ja auch alles ganz niedlich. Heten sind rührend. Homos aber auch.

Denn da der Mensch als solcher im Slapstick erst zu sich selbst findet, sieht das bei manchen zu übertriebenem Pathos neigenden Homos in der Regel auch nicht weniger beknackt aus. Oder in Köln, wo immer diese Leute rumlaufen, die ein ganzes Arsenal von Symbolen für mögliche Praktiken an sich herumtragen, als seien sie ein Sonderangebot.

Was aber ja gar nix macht, bei Hunden ist das auch nicht hübscher, bei Hähnen albern und bei Wellensittichen ja auch irgendwie kitschig. Und man schaue sich erst mal See-Elefanten an … „Ö rösorotö Wölke Wötz“ …

Und da Spaß macht, was erst in Tragikomik Lust und Lustigkeit entfaltet: Leute, knutscht doch, wen ihr wollt, zeigt euch, und denkt dabei an alles, nur nicht an Frau von der Leyen oder Herrn Rüttgers!

Ausgerechnet der Kulturstaatsminister sieht das anders:


Elmgreen: Etwas merkwürdig ist allerdings, dass nun bei der Eröffnung der Kulturstaatsminister Bernd Neumann von der CDU sprechen wird – denn die Christdemokraten haben immer wieder gegen die Gleichberechtigung von Schwulen und Lesben votiert. Und sie haben 2003 im Bundestag auch gegen dieses Mahnmal, ein rot-grünes Projekt, gestimmt.“

(…)


Elmgreen: Wir wollten auf der Einladungskarte gern ein Standfoto aus dem Videoclip der küssenden Männer zeigen, der innerhalb der Denkmal-Stele zu sehen sein wird. Zumal dieses Foto, abgesehen von Skizzen und Modellen, bis dahin das einzige offizielle Bild vom Mahnmal war, das wir hatten. Aber zwei küssende Männer – das war zu viel für den Kulturstaatsminister. Einerseits beweist uns das, dass das Konzept des Mahnmals funktioniert. Andererseits ist die Verbannung dieses Bildes symptomatisch für den halbherzigen Umgang vieler Offizieller mit dem Homomahnmal. Unter den Nazis kam man für so einen Kuss schon ins KZ. Heute akzeptieren zwar viele Leute Homosexuelle, aber sie wollen sie nicht sehen. Deshalb zeigen wir ihnen diesen Kuss, der anscheinend immer noch einen bedrohlichen Aspekt hat – besonders für heterosexuelle Männer.“

Ohne Worte …

Written by momorulez

28. Mai 2008 um 8:33

29 Antworten

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  1. Warst Du am Wochenende in Köln? Oh ja, die Frauentruppen sind super. Und warum das bei Männern anders ist: Liegt vielleicht auch am Aggressionspotential besoffener Männer (ja, auch das gibt es bei Frauen), ein Kumpel sagte dass mal so: „Besoffene Männerkörper in der Öffentlichkeit können ziemlich eklig sein:“ Mag sein, dass bei Männern auch ziemlich schnell die körperliche Distanz verloren geht, während es bei den Kegelclubdamen zwar laut und verbal zugeht, die aber doch weniger nah ran kommen.

    Ansonsten – klasse Beitrag. Hatte mich gestern abend schon darauf gefreut, was es von Dir wohl dazu zu lesen geben wird.

    lars

    28. Mai 2008 at 13:30

  2. Stimmt schon, Übergriffigkeit ist da doch eher selten bei den weiblichen Kegelcubs, bei Männern doch deutlichst häufiger.

    Und Köln: Nee, das liegt an unguten Erinnerungen an diese schreckliche Stadt 😉 – hatte aus anderen Gründen gar keine Zeit, mich hier zu engagieren. Einen Riesenberg bestiegen, ohne so richtig abzustürzen, sozusagen.

    Beitrag war ja eigentlich nur Auftakt zu der mich in der Tat ziemlich empörenden Geschichte rund um das Mahnmal, wäre aber so langweilig gewesen, sich jetzt einfach nur zu empören 😉 …

    momorulez

    28. Mai 2008 at 14:11

  3. @Übergriffigkeit: Ich muss sagen, dass ich es in jungen Jahren sehr zu schätzen wusste, als mir eine Genossin mitten in einer Antifasitzung unangekündigt von hinten an die Eier fasste, um mir so klar zu machen, was sie von mir wollte. Ich wage sogar zu behaupten, wenn es mehr Frauen von dem Kaliber gäbe, gäbe es auch weniger Vergewaltigungen. Allerdings behaupte ich auch, dass es so viele toughe coole sexuell ungenierte Frauen wie in der linken Szene vor Mitte der 80er heute nicht mehr gibt – zumindest nicht in Form junger Frauen.

    che2001

    28. Mai 2008 at 16:05

  4. „Ich wage sogar zu behaupten, wenn es mehr Frauen von dem Kaliber gäbe, gäbe es auch weniger Vergewaltigungen.“

    WAS?
    Bin ich hier im falschen Film?

    Erik

    28. Mai 2008 at 17:54

  5. Verstehe ich so ganz auch nicht, ehrlich gesagt … habe heute trotzdem Daumen statt Eier gedrückt, Che, hoffe, es hat geholfen!

    momorulez

    28. Mai 2008 at 17:59

  6. @Übergriffigkeit: Genau nach diesem Wort hatte ich gesucht…

    lars

    28. Mai 2008 at 21:03

  7. Ich meinte damit, dass tendenziell aggressive, straight selbstbewusste Frauen seltener Opfer werden. Danke für´s Daumen drücken, entschieden ist noch nichts. Lass uns heute Abend telefonieren!

    che2001

    29. Mai 2008 at 7:34

  8. Bin heute abend in der Oper …

    momorulez

    29. Mai 2008 at 8:12

  9. Oper oder Opfer, nur ein Buchstabe Unterschied…

    che2001

    29. Mai 2008 at 9:51

  10. Ich drücke dann mal mit. Kann mir aber trotz Deiner Erklärung keinen Reim drauf machen, was Du mit dieser These eigentlich sagen willst.

    ring2

    29. Mai 2008 at 10:07

  11. Würde wahrscheinlich auch funktionieren, wenn mehr Frauen drei Zentner wögen. Wäre wohl allerdings nicht so gesund für die Frauen.

    David

    29. Mai 2008 at 11:24

  12. ich warte jetzt auf die blogmama und hol mir popcorn.

    ring2

    29. Mai 2008 at 15:20

  13. Von hinten an die Eier fassen? Der Überraschungsmoment mag erheblich sein, allerdings stellt sich die Sache noch anders dar, wenn es unerwünscht ist. Ich hatte diese Erfahrung mit sabbernden halbbesoffenen Schwulen gemacht, die sich freundlicherweise auch verdattert entschuldigten und schnell verpisst haben, als ich sie zur Rede stellen wollte.

    Cool? Nöö, genauso wenig „cool“ wie andere Formen von sexuellen Rüpelhaftigkeiten, z.B. Männern, die Frauen unter den Rock fassen. Man kann es als eine Art umgekehrten Sexismus auffassen, wenn bei Frauen plötzlich „cool“ sein soll, was sich nettestenfalls als unbeholfen und machtgeil verstehen lässt.

    Wobei ich nicht ausschließe, dass derartige sexuelle Rüpel-Praktiken für Freunde von S/M echt „geil“ sind.

    Dr. Dean

    30. Mai 2008 at 9:10

  14. Interessanter Punkt. Ein Versuch der in Weblogs so ungeheuer beliebten Art:

    @Übergriffigkeit: Ich muss sagen, dass ich es in jungen Jahren sehr zu schätzen wusste, als mir ein Genosse mitten in einer Antifasitzung unangekündigt von hinten an die Muschi fasste, um mir so klar zu machen, was er von mir wollte. Ich wage sogar zu behaupten, wenn es mehr Männer von dem Kaliber gäbe, gäbe es auch mehr Vergewaltigungen.

    Interessant…

    David

    30. Mai 2008 at 16:29

  15. Wobei ich nicht ausschließe, dass derartige sexuelle Rüpel-Praktiken für Freunde von S/M echt “geil” sind.

    Das klingt aber schon sehr konservativ. Ist ja jetzt nicht so, daß sich S/M Leute gerne von jedem x-beliebigem betasten oder verprügeln lassen.

    David

    30. Mai 2008 at 16:30

  16. Besser: Konservativ-vorurteilsbeladen

    David

    30. Mai 2008 at 16:36

  17. Lieber konservativ als pseudoprogressiv-sexistisch.

    Dr. Dean

    30. Mai 2008 at 21:26

  18. Lieber Dean, wie allgemein üblich, verstehst Du mal wieder meine Argumentation nicht. @“Von hinten an die Eier fassen? Der Überraschungsmoment mag erheblich sein, allerdings stellt sich die Sache noch anders dar, wenn es unerwünscht ist“ — Das war kein Grabschen, sondern ein sehr zärtliches Streicheln und gekonntes Massieren. Wirklich ein tolles erotisches Erlebnis, mitten innem Antifa-Plenum (Hinterher gings in die Büsche, die Frau ist heute Promi). Was ich meinte, war Folgendes: Die Normalo-bürgerliche Gesellschaft mit Zwangsheterosexualität und dem Rollenklischee von aktiven, starken, aggressiven und beschützenden Männern und passiven, schwachen, permissiven und hinnehmenden Frauen intendiert eigentlich schon die Vergewaltigung von Frauen durch Männer. Die linke Szene der frühen 80er, die ich erlebte, war geprägt durch sehr viele harte Frauen, softe Männer, Bis und RollenverweigerInnen, und durch Beziehungsmodelle, die etwas mit erlaubten Seitensprüngen, ungewöhnlichen Praktiken usw. zu tun hatten, man könnte auch sagen: der polymorph-perverse Charakter als Ideal. Und ich bin der Überzeugung, wäre das gesellschaftliche Norm, gäbe es weniger Vergewaltigungen.

    che2001

    30. Mai 2008 at 23:19

  19. Es sind die Vergewaltiger, die sich daneben benehmen, dort sollte also die Normierung stattfinden, meine ich. Nicht dahingehend, daß plötzlich sämtliche Frauen Eier massieren. D.h., nur wenn sie tatsächlich wollen. Falls eine will, kann sie sich gern bei mir melden ;-).

    David

    31. Mai 2008 at 2:57

  20. @David:

    Ich kenne da eine, die ist drei Zentner schwer, wäre die was für Dich?

    Ich meine, der Spruch war ja nun auch ’ne Aussage über falsche „Normierungen“ und hat echt ’nen Preis für ganz besonders blöden Sexismus verdient, pardonnez-moi. Aber wahrscheinlich habe ich die Ironie nicht verstanden 😉

    @Alle:

    Zudem man sich, glaube ich, problemlos drauf einigen kann, daß die Regel „Vergewaltigen ist böse“ unbedingt gilt, die Regel „Frauen sollten Männer grundsätzlich von hinten die Eier massieren“ jedoch problematisch ist, ebenso wie „Frauen müssen immer tough sein und die linke Szene der 80er hat gefälligst Lebensstil-Vorbild für die Gesamtkultur aller Zeiten zu sein“, das ist nämlich struktureller Konservatismus.

    Sind halt zwei verschiedene Ebenen, Moral und Lebensstil – ich hätte so gar keinen Bock drauf, daß mir irgendwelche Frauen die Eier massieren. Bitte nicht. Bloß nicht.

    MomoRules

    31. Mai 2008 at 8:31

  21. Ich hätte es auch gar nicht gerne, dass sich Jan van achtern an mir reibt. Zwischen der besagten Frau und mir hatte eine bestimmte nonverbale Kommunikation schon stattgefunden, sie war auch keine Unbekannte, sondern eine liebgewonnene Genossin, mit der es bereits gefunkt hatte, aber noch zu keinem Körperkontakt gekommen war,, insofern hatte die Szene nichts Übergriffiges. @struktureller Konservatismus: Alles, was ich sage, ist, dass die linke Szene einer ganz bestimmten Stadt in den frühen Achtzigern (ganz im wirklich krassen Gegensatz zu den späten Achtzigern) nach meinem persönlichen Gusto hinsichtlich der Geschlechtsrollenemanzipation der Heten weiter war als jedes andere Millieu, das ich persönlich kennengelernt habe, bestimmte Bremer Kreise ausgenommen. Ich will daraus keine Norm ableiten, eher träume ich von einer besseren Welt und erinnere mich dabei daran, dass meine Welt schonmal besser war.

    che2001

    31. Mai 2008 at 12:41

  22. @MR: Ich war über die ursprüngliche Aussage von Che ähnlich verwundert wie ihr; man kann die rein konstatierend lesen, dann ist das ganze eine empirische Frage. Sie kann aber auch leicht – und das war wohl auch z.T. der Fall, wenn auch von Che sicher nicht intendiert – im Sinne von „wären die Frauen bloß dreister, würden sie seltener vergewaltigt, selbst schuld“ mißverstanden werden. Dem habe ich dann entgegengehalten, daß auch fetter werden helfen könnte. Alternativ wäre auch eine Nasenamputation denkbar.
    Was die falsche Normierung betrifft, so sind die Vorstellungen der Vergewaltiger interessant; das sind mehrheitlich Männer und denen unterstelle ich einfach, mehrheitlich nicht auf deutliches Übergewicht anzusprechen. Das mag ein verengter Blick sein, vielleicht ist es auch ein Fehler, von mir auf irgendwelche Vergewaltiger zu extrapolieren, aber es sind ja auch Männer vorstellbar, denen es Spaß macht, starke, selbstbewußte Frauen zu brechen.
    Und langsam wird mir das Thema zu bizarr. Aber noch @Che, bessere Welt: Wenn die Menschen tatsächlich in ihrer Rollenvorstellung ‚gefangen‘, also damit eigentlich unzufrieden sind, dann stimme ich Dir zu. Ansonsten ist es wohl eher so, daß Du die Realisierung Deiner Vorstellungen durch andere vermißt. Ich kann mir tatsächlich beides vorstellen.

    David

    31. Mai 2008 at 13:54

  23. Auf die Deutung „wären die Frauen bloß dreister, würden sie seltener vergewaltigt, selbst schuld” wäre ich allerdings im Traum nicht gekommen. In der Welt, aus der ich komme, hängen z.b. Poster an den Wänden mit Sarah Connor (der aus Terminator 2), die ein M 16 Sturmgewehr hält und darunter der Spruch „Keine Sekunde länger Opfer“, das gehört da zum guten Ton 😉

    Insofern würde ich die Aussage umdrehen: Wie können Strukturen aussehen, die weniger sexistisch sind als die „normale“ Gesellschaft, ohne dass das Ganze den Charakter moralinsaurer Lustfeindlichkeit annimmt, gab es das schon einmal, und wie sah das aus?

    Und das habe ich auf zugegeben platte und ausschnitthafte Art illustriert.

    che2001

    31. Mai 2008 at 14:19

  24. Wie gesagt, daß Du das gemeint hast, will ich Dir gar nicht unterstellen. Aber als Ratschlag: Liebe Frauen, so und so müßt ihr werden, dann ist Schluß mit dem Vergewaltigen, könnte man es eben auch lesen. Das wollte ich mit dem Vorschlag der Fettleibigkeit parodieren.

    David

    31. Mai 2008 at 14:23

  25. Mal eine Frage: Hast Du eigentlich irgendeine Erklärung dafür, daß die Szene in Göttingen mal so war und sich dann binnen Kurzem wieder veränderte?

    David

    31. Mai 2008 at 14:43

  26. Hat etwas mit sozialer Neuzusammensetzung zu tun – berufsbedingte Abwanderung von älteren Szene-Leuten, BAFÖG-reformbedingt kaum noch Arbeiterkinder in den nachrückenden Semestern, dafür eine plötzliche Überdominanz von Lehrern- und Pastorenkindern in den Szenestrukturen (ganz gefährlich: die Abkömmlinge von berufsmäßigen Moralproduzenten mit kleinbürgerlichem Hintergrund lösen die Arbeiterkinder, die noch eine persönliche soziale Perspektive mit linkem Engagement verbanden, über Nacht ab). In den nicht-studentischen Gruppen hielten sich Leute proletarischer Herkunft länger, aber auch hier wurden die Alternativ-Jobber und Kneipenleute weniger und die Dauer Ahi- und Sozi-Bezieher mehr, letzteres ist aber nicht so entscheidend wie die Veränderungen bei den Studis. Die typischen Autonomen der frühen Achtziger waren ja die linken Arbeiterkids und die Nachkommen von nichtakademischen Mittelschichtsfamilien. Darauf folgte unmittelbar die Debatte um Andrea Dworkins Pornoboykotkampagne, die bereits von den neuen MoralträgerInnen dominiert wurde, und dann kam es tatsächlich zu Vergewaltigungen bzw. Vergewaltigungsvorwürfen in der Szene und zu gruppenübergreifenden Sexismusplena, die den Charakter von Moraltribunalen annahmen. Täter wie Opfer der damals öffentlich gemachten Vergewaltigungen bzw. sexuellen Übergriffe gehörten bereits weit überwiegend der neuen Szene-Generation an. Von da an war die spontane lustvolle Szenebuntheit durch eine Art sexualmoralischen Belagerungszustand ersetzt.

    che2001

    31. Mai 2008 at 15:46

  27. Ich hab ja durchaus Verständnis im Sinne einer Emanzipation von der Emanzipation…

    Vielleicht so: Diese hochmoralisierende Sexualfeindlichkeit, dieses verengt Beklemmte in bestimmten linken Kreisen macht einen provokanten Umgang mit der Sache reizvoll.

    Ist es aber sinnvoll, Rollenvorstellungen radikal umzudrehen, und zum Beispiel ein Bild der „dominanten Frau“ zu indoktrinieren? Oder ist das am Ende nicht etwa genauso zwanghaft? Und Ist ein allseitig respektvoller Umgang eine so öde Zielvorstellung, dass man/frau sexuelle Überrumpelungstaktiken zum Vorbild erhebt?

    Dr. Dean

    31. Mai 2008 at 16:22

  28. Nö, das war eine Zustandsbeschreibung des „davor“, wie ich es erlebt habe. Und das fand ich entschieden besser.

    che2001

    1. Juni 2008 at 10:22

  29. @“Ist es aber sinnvoll, Rollenvorstellungen radikal umzudrehen, und zum Beispiel ein Bild der “dominanten Frau” zu indoktrinieren? Oder ist das am Ende nicht etwa genauso zwanghaft?“ — Hier wird nicht indoktriniert, sondern empirisch beschrieben, wie ich eine bestimmte Szene zu einer bestimmten Zeit erlebt habe. Ansonsten ist es nicht mein Ziel, Rollenvorstellungen umzudrehen, sondern von der Rolle als Solcher komplett wegzukommen. Keine Rolle, sondern nur sich selbst sein. Freies Fluten.

    che2001

    1. Juni 2008 at 15:11


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