shifting reality

Es gibt kein richtiges Lesen im valschen!

Archive for August 14th, 2007

Wie Märkte Fairness zerdeppern …

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Den hier finde ich so gut (bzw. der paßt mir so gut in den Kram), den verlinke ich mal.

Written by momorulez

14. August 2007 at 18:20

Veröffentlicht in Ökonomie

Auf dem Gendarmenmarkt vor 5 Jahren …

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Gestern vor 5 Jahren trat der damalige Bundesschröder im Bunde mit dem damaligen VW-Vorstand PeterHartz vor die Bundespresse und verkündete die Neue Bundesrepublik: Nach der  brutalsmöglichen Beschneidung des Asylrechtsparagraphen der  zweite, fundamentale  Abbau dessen, was an der „alten“ Republik ganz in Ordnung war. Ausgerechnet am Gendarmenmarkt  verkündte er das, kein Wunder, gehört ja auch in die Logik der Polizei-Regime, die Foucault so eindrucksvoll beschrieben hat, nicht umsonst machten kurz darauf TV-Sender Hatz auf „Sozialbetrüger“ und individualisierten diese so.

Verkündigt wurde, was als Hartz IV als größtes Debakel der Geschichte der Sozialdemokratie, des Sozialstaates und als Abschied von solidarischen Prinzipien in die Geschichte eingehen wird – statt Arbeitslosigkeit wurden von nun an die Arbeitslosen bekämpft, ein Slogan, der mal tatsächlich zutrifft.

Nicht zufällig höhnt man nun wieder auf Seite der L-Gruppen angesichts der fadenscheinigen Rufe des Münte nach einer Hartz IV-Erhöhung  wegen steigender Lebensmittelpreise und belegt, wo „Sozialneid“ wirklich stattfindet – diesem „Sozialschrott“ hat man gefälligst in den Arsch zu treten, so der Subtext, und für so einen Dreck will ich schon gar nix zahlen! Um dann von misesche Eigenverantwortungsdiskurse anzustimmen wie ein Prediger auf der Kanzel eines Umerziehungslagers.

Und dann blättert man abends im ansonsten zutiefst verehrten Kant herum und findet eine Passage, die den protestantischen Geist der Agitateure von rechts deutlich werden läßt:

„Ein dritter findet in sich ein Talent, welches vermittelst einiger Kultur ihn zu einem in allerlei Absicht brauchbaren Menschen machen könnte. Er sieht sich aber in bequemen Umständen, und zieht vor, lieber dem Vergnügen nachzuhängen, als sich mit Erweiterung und Verbesserung seiner glücklichen Naturanlagen zu bemühen. Nch frägt er aber: oh, außer der Übereinstimmung, die seine Maxime der Verwahrlosung seiner Naturgaben mit seinem Hange zur Ergötzlichkeit an sich hat, sie auch mit dem, was man Pflicht nennnt, übereinstimme. Da sieht man es nun, daß zwar eine Natur nach einem solchen allgemeinen Gesetze immer noch bestehen könne, obgleich der Mensch (so wie die Südsee-Einwohner) sein Talent rosten ließe, und sein Leib bloß auf Müßiggang, Ergötzlichkeit, Fortpflanzung, mit einem Wort, auf Genuß zu verwenden bedacht wäre, (…).“

Immanuel Kant, Grundlegung zur Metaphysik der Sitten, BA 55

Es geht nicht um Ökonomie, es geht um vormoderne Moral – ist dieses doch eine der Passagen in der Moralbegründung Kants, wo er hinter sein eigenes Projekt zurückfällt, nämlich Moral nicht mehr als Frage nach dem guten und dem richtigen Leben, sondern als jene der vernunftgeleiteten Kooperation zu begründen.

Ich plädiere im Gegenezug dazu  dafür, den Genuß den Arbeitslosen überhaupt erst wirklich zu ermöglichen!  Und lege dafür bei Steuern und Abgaben dafür gerne noch ’ne Schippe drauf! Und insbesondere Liberale sollte man dazu auch zwingen, finde ich. Wenn die alle anderen dazu zwingen wollen, ihren Eigentumsschutz zu bezahlen, dann gibt’s ja keinen Grund mehr gegen Zwang.

All das, damit sie spüren, welche Drangsalirerei sie mit ihrer Agitation seit Lambsdorff etablieren halfen … nur jene nicht, die für ein bedingungsloses Grundeinkommen eintreten. Denen stimme ich zum 5jährgen Jubiläum nunmehr einmal mehr zu.

Written by momorulez

14. August 2007 at 7:15

Veröffentlicht in Ökonomie