shifting reality

Es gibt kein richtiges Lesen im valschen!

Archive for August 26th, 2007

Tucholsky lesen!

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Das ist ja schrecklich! Ich meine, daß die da in Koblenz am „deutschen Eck“ tatsächlich eine Kaiser-Wilhelm-Statue (eins, nicht zwo) neu aufgebaut haben, wenn ich mich nicht verlesen habe. Was man so alles nicht mitbekommen hat, der Koblenzer Statuenstreit ist völlig an mir vorbeigegangen.

Erst die „Ostgebiete“ da an den Sockel tackern, und dann den Wilhelm wieder aufstellen. Unglaublich. Ob da bei der WM dann auch Ghana zugejubelt wurde? Wahrscheinlich eher Togo in tiefer Trauer um die „“verlorenen Kolonien“ … aber das war, glaube ich, der zwote Willem. Außerdem habe ich keine Ahnung von den Koblenzern als solche. Wirklich nicht. Bestimmt nett da, undbestimmt auch nette Leute.

Aber wer sowas wieder aufstellt … das finde ich die final leider scheiternde Geschichte mit dem Gegendenkmal angesichts des Kriegerdenkmals hier am Dammtor einfach gelungener. Aber wahrscheinlich ist’s dem restaurativen Nach“wieder“vereinigungsdeutschland zu anstrengend gewesen, mal in’s Kaiserreich zurückzuschauen und auch da noch auf Übel zu stoßen. Ich behaupte jetzt einfach mal, daß davon schon kaum noch jemand weiß:

„Einige Wochen nach dem Tode Kaiser Wilhelms I. im Jahre 1888 machte sich in staatlichen wie privaten Kreisen die Idee breit, dem verewigten Fürsten als Dank für die in drei Kriegen (1864, 1866, 1871) erkämpfte Einigung Deutschlands ein Denkmal zu errichten. „

Na, kleines Shifting Reality-Quiz: Welche drei Kriege waren’s denn, und warum? Historiker sind von der Antwort ausgeschlossen, und wer’s richtig beantwortet, bekommt einen St. Pauli-Aufkleber zugeschickt, versprochen!

Alleine schon „deutsches Eck“! Ich finde die alte Bahntrasse von Köln nach Koblenz und dieses Vorbeigefahre an der Loreley  ja auch wunderschön, großartig, toll.  Aber hätte man das nach der „Wieder“vereinigung nicht einfach wieder in Hundeschwanz zurückbenennen können,  das hätte Größe gehabt, anstatt nun ausgerechnet diesen Reichsgründungskriegskaiser da wieder aufzustellen?

Ich plädiere dafür, dem Zusammenfluß von Mosel und Rhein dieses Etikett zu entziehen und aus Gründen der Umwertung stattdessen z.B. die Ecke Schulterblatt/Susannenstraße umzubenennen. Das gäbe ’nen Dauerkontroverse, und das wäre gut.

Das reicht schließlich bis Mügeln, daß die „Reichgründungskriege“ ein bis dato nur peripher vorhandenes „Nationalbewußtsein“ erst konstituierten und gezielt dem demokratischen Geist von ’48 entgegensetzten.  Aggression nach außen als Gründungsakt, das hat schon außerordentlich nachhaltig gewirkt. Und da war vor allem der olle Bismarck, der skandalöserweise unweit des Millerntores in die Gegend glotzt, ganz ursächlich schuld dran.

Was mir jetzt die Pointe raubt: Eigentlich wollte ich ja diese Statue gegen unseren heutigen Gegner in’s Feld führen. Dumm nur, daß bei uns der Bismrack rumsteht, dann geht das eben nicht …  dann lösen wir das Ganze halt mal spielerisch und nicht moralisch 😉 …

Und irgendwie haben wir ja doch unsere Pasolinis, den Tucholsky z.B. . Auch wenn die meisten Leute glauben, der habe nur so – wundervolle! – Sachen geschrieben wie „Wie kommen die Löcher in den Käse“ oder „Schloß Gripsholm“. Und was der so zum „deutschen Eck“ zu sagen hatte, das hole ich doch einfach rüber von der Wikipedia:

 „Wir gingen auf der breiten, baumbestandenen Allee; […] dann standen da keine Bäume mehr, ein freier Platz, ich sah hoch … und fiel beinah um. Da stand – Tschingbumm! – ein riesiges Denkmal Kaiser Wilhelms des Ersten: ein Faustschlag aus Stein. Zunächst blieb einem der Atem weg. Das Ding sah aus wie ein gigantischer Tortenaufsatz und repräsentierte jenes Deutschland, das am Kriege schuld gewesen ist (…).“

Tucholsky lesen, sach ich mal. Mein Wort zum Sonntag.  Na, und natürlich ein souveräner Sieg gleich am Millerntor …

Written by momorulez

26. August 2007 at 8:27

Veröffentlicht in Fussball

Bella ciao; weil ich es gerade nach langer Zeit gehört habe, und ich für manches keine Worte habe

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Una mattina mi son svegliato,
o bella, ciao! bella, ciao! bella, ciao, ciao, ciao!
Una mattina mi son svegliato
ed ho trovato l’invasor.
O partigiano, portami via,
o bella, ciao! bella, ciao! bella, ciao, ciao, ciao!
O partigiano, portami via,
ché mi sento di morir.
E se io muoio da partigiano,
o bella, ciao! bella, ciao! bella, ciao, ciao, ciao!
E se io muoio da partigiano,
tu mi devi seppellir.
E seppellire lassù in montagna,
o bella, ciao! bella, ciao! bella, ciao, ciao, ciao!
E seppellire lassù in montagna
sotto l’ombra di un bel fior.
E le genti che passeranno
o bella, ciao! bella, ciao! bella, ciao, ciao, ciao!
E le genti che passeranno
Mi diranno «Che bel fior!»
«È questo il fiore del partigiano»,
o bella, ciao! bella, ciao! bella, ciao, ciao, ciao!
«È questo il fiore del partigiano
morto per la libertà!»

Written by talbert

26. August 2007 at 0:11